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Volltreffer: Schmutziges Live-Gaming mit dem „Ariel Fashion Shoot“

In marketing on 13/09/2011 at 13:24

Ende August tat sich erstaunliches auf dem Stockholmer Hauptbahnhof. Nach tagelangen Bauarbeiten enthüllte man einen seltsamen Glaskasten – darin: Ein schmutz-spritzender Industrieroboter aus der PKW-Fertigung, eine umlaufendes Seil im Stile einer Berggondel und jede Menge vorbeifliegende weiße Wäsche. Initiator der Aktion war der Homecare-Riese Procter&Gamble, der seine Marke Ariel mit einem Schlag ins 21. Jahrhundert hievte. Klementines Tage scheinen gezählt…

Die Ausgangssituation: Das Homecare- oder auch WPR-Segment (Waschen, Putzen, Reinigen) kämpft traditionell mit einem Konsumenten-Involvement knapp oberhalb des Gefrierpunkts. Wäsche waschen ist für viele Erdenbürger kaum aufregender als Nase-bohren oder Eisangeln. Gleichzeitig sind die Positionierungen und Standpunkte der etablierten Hersteller nur schwer auseinanderzuhalten. Weiße Dame, Klementine und Meister Propper lassen sich zwar noch ihren Muttermarken zuordnen, verkörpern aber mehr und mehr dasselbe simple Produktverbrechen: Blütenweiße Reinheit. Ausdruck dessen sind die Ariel Fashion Shootimmergleichen TV-Spots der Hersteller in den letzten 10 Jahren. Neben der eroierenden USP („unique selling proposition“) tun sich die Traditionshersteller mitunter schwer, ihre Zielgruppe zu verstehen und angemessen anzusprechen. Das Social Web wurde dementsprechend auch solange argwöhnisch beäugt, bis man sich gar nicht mehr dagegen wehren konnte und beschloss, selbst in die unaufhaltsame Diskussion einzusteigen.

Die Idee: Die Kreativ-Champions von Saatchi&Saatchi Schweden haben das erkannt und es sich zum Ziel gesetzt, der Marke eine Kampagne auf den Leib zum schneidern, die Ariel mit Eigenschaften verbindet, die sonst bestenfalls in den feuchten Träumen eines Ariel-Produktmanagers vorkamen: interaktiv! aufregend! modern! innovativ! Das Ergebnis der Anstrengungen ist ein Live-Video-Game, das ein virtuelles Erlebnis im echten Leben erlebbar macht und umgekehrt: Der Ariel Fashion Shoot! Die Dynamik ist dabei so neu wie genial: read on Den Rest des Beitrags lesen »

what the fuck does sap?

In meinungen, miscellaneous on 24/02/2010 at 19:22

sap ist ein deutsches unternehmen, das mit rund 48.000 mitarbeitern weltweit einen umsatz von über 11mrd euro erwirtschaftet. aber womit eigentlich? einfach zu beantworten, dachte ich. du hast ja nicht umsonst einen berg von wirtschaftsinformatik-vorlesungen absitzen besuchen dürfen… etwas genauer als „betriebliche standardsoftware“ wollte ich es aber schon gerne wissen und so war ich froh, dass man im internet eine menge anschaulicher konferenzbeiträge findet, in denen experten dem unmündigen endanwender „ihr produkt“ erklären:

„wir bieten im bereich sophisticated small and medium businesses my-s.a.p. dot com basierte vertikale lösungen und eine reihe von kontextsensitiven operationen, um jetzt die ganzen olap-funktionen auszulösen, drill-down…“

oje, und was heißt das konkret?

„das läuft bei uns unter dem stichwort close-the-loop.“

ah, klar. sorry, war ne dumme frage! aber wie kann man sich das vorstellen – konkret. was brauchen sie denn dafür?

„wir brauchen eine einfach easy-to-use…äh… really very sim… äh… also sehr simple lösung und es wird zeit, dass wir einen bold-move machen. muss man ehrlich sagen, ist jetzt auch kein rocket-science!“

und dafür haben sie dann… äh…

„wir haben field-op, wir haben fit-for-growth, post-merger-integration, employee-survey, wir haben performance feedback, aber weniger connectivity.“

verdammt! warum musste es soweit kommen, ausgerechnet die connectivity! mir bleibt da nur, meine tränen der enttäuschung zurückzuhalten. ja – auch darüber, dass sap anscheinend immer weniger connectivity hat (auch wenn es immerhin nicht am field-op und der post-merger-integration mangelt). aber noch viel mehr darüber, dass ich auch nach dutzenden schweißtreibenden vorlesungen, seminaren, projektarbeiten und klausuren anscheinend immer noch völlig an der oberfläche kratze und wohl mein leben lang vor der black-box informatik sitzen und frustriert versuchen werde, mit dem kopf ein loch hinein zu schlagen… zum video? klickstu Den Rest des Beitrags lesen »

wie sparfüchse ihren allerwertesten riskieren

In marketing on 13/02/2010 at 21:16

oder die erklärung des „i can’t get no satisfaction“.

die situation hat schon etwas absurdes: ich sitze vor dem fernseher und surfe ein bisschen durchs netz. in der einen glotze läuft dsds, damit ich morgen das frühstücksfernsehen verstehe, auf der anderen flimmert ein artikel über produktfälschungen. das passt auf den ersten blick ganz gut zusammen. dennoch: man kann über clone-casting-shows denken, was man will – an die dreistigkeit der plagiate, die gestern mit einem einschlägigen negativ-award ausgezeichnet wurden, kommen sie nicht ran. egal, ob das „d“ des machers für detlef oder dieter steht.

frankfurt, gestern vormittag auf der konsumgütermesse „ambiente“: nach gefälschten tupper-eiswürfelformen, nachgemachtem mähdrescher-spielzeug und nicht ganz originalgetreuen soundsesseln wurden unter anderem auch liebeskugeln mit einem plagiarius ausgezeichnet. seit 1977 wird der vom design-prof. rido busse initiierte preis an die dreisteten produkt-piraten des jahres ergeben, um das öffentliche interesse auf diese problematik zu lenken. in all den jahren hat die jury eine menge gesehen, aber gefälschtes sexspielzeug war (zumindest nach meiner recherche) noch nicht dabei. das ändert sich dieses jahr. der schwarze zwerg mit der goldenen nase geht nach luxemburg an die dretschler sarl für dieses phänomenal kreative produkt, das vom original wahrlich kaum mehr zu unterscheiden sein dürfte. klickstu

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the visualisation of zeitgeistiness

In medien on 07/02/2010 at 17:15

auf den ersten blick sieht es aus, wie die werbung einer bauklötzeherstellers. oder die internetpräsenz einer konstruktivistischen künstlervereinigung. auf den zweiten blick hat die britische tageszeitung „the guardian“ aber ein tool geschaffen, das die darstellung von inhalten im internet revolutionieren könnte.

gerade auf nachrichtenseiten mit millionen von artikeln leiden besucher in aller regel unter einem information overload (siehe auch artikel zur customer confusion hier oder hier). die bewegendsten geschichten, die spannendsten meldungen und die besten kommentare bleiben so häufig im verborgenen. hervorgehoben werden dagegen die artikel mit den meisten zugriffen. das sind aber häufig eben nicht die stories, mit denen sich ein nachrichtenmedium differenzieren kann. top-meldungen aus wirtschaft, politik und sport bieten schließlich alle – egal ob online/offline, täglich/wöchentlich, gratis/bezahlt.

genau an dieser stelle setzt „zeitgeist“ an. das guardian-experiment mit dem schönen deutschen namen bezieht in die ermittlung von top-artikeln, die als lese-empfehlung auf der seite hervorgehoben werden, alle möglichkeiten des neuen, wunderbaren mitmach-webs ein: verlinkungen, blogeinträge, tweeds, verweildauer, klickpfade und so weiter. damit werden die wahren multiplikatoren unserer zeit stärker berücksichtigt, artikel mit zugriffsheischender überschrift sind nicht mehr (alleine) verantwortlich für die topplatzierung eines texts. die ansicht wird also durch die nutzung und den (inter-)aktiven umgang mit den texten generiert. klickstu Den Rest des Beitrags lesen »

tempo: sicherheit für’s große geschäft

In marketing on 16/12/2009 at 15:30

dass die marke tempo jetzt auch auf klopapier gestretcht wurde, habe ich neulich in einem artikel über markenerweiterungen schon einmal erwähnt… jetzt ergibt sich die möglichkeit, dem spannenden launch ein bisschen mehr zeit und zeilen zu widmen. eins vorweg: nach vielen begeisterten texten über neue kampagnen von z.b. penny, samsung oder veltins gibt’s jetzt mal wieder etwas mehr biss und harte worte. das drängt sich in diesem fall aber auch geradezu auf…

folgende geschichte: nachdem sich die sca hygience products gmbh vor einiger zeit entschieden hat, den als gattungsmarke etablierten markennamen seines star-taschentuchs auf ein neues produkt zu übertragen, findet man vielerorts anzeigen, gewinnspiele oder wettbewerbe rund um’s neue klopapier von tempo. soweit, so gut. darunter ist auch diese anzeige, in der tempo eine (vom taschentuch her) altbekannte unique selling propostition für sich entdeckt. die idee: man grenzt sich im überlaufenen markt von klopapier mit dem attribut (achtung, ernst gemeint!) sicherheit ab. o-ton aus der anzeige: „das ist sicherheit, auf die sie und ihre familie sich jeden tag verlassen können“.

wir denken diesen gedanken mal konsequent weiter und überlegen, was dem kunden damit versprochen wird… klickstu

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