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Posts Tagged ‘non-profit-marketing’

erst WM, jetzt barcelona: katar mischt die fussballwelt auf

In marketing, medien on 13/12/2010 at 20:47

ein kleines wüstenland wirbelt momentan viel staub auf in der fussball-welt… erst letzte woche wurde die vergabe der fifa-wm 2022 an katar bekanntgegeben, was vielerorts stirnrunzeln und hirngrübeln verursacht hatte. jetzt legen die kataresen nach: eine gemeinnützige stiftung des wüstenstaats wirbt noch ab diesem jahr auf der brust des besten fussballvereins der welt – dem fc barcelona.

dessen brust kam seit gründung des clubs vor 111 jahren ohne einen kommerziellen trikot-sponsor aus. zuletzt trugen die katalanen unentgeltlich das emblem des kinderhilfswerks unicef  – millionenspende an die UN-organisation inklusive. doch anscheinend konnte barcelonas finanzchef javier faus dem rekorddeal mit der katar foundation nicht widerstehen: mindestens 165 millionen euro fließen bis 2016 von katar an die spanische mittelmeerküste. 30 millionen im jahr. das übersteigt selbst den vertrag, den der fc bayern münchen mit t-mobile ausgehandelt hat – bisher mit 25-27 millionen jährlich alleiniger rekordhalter.

die deutschen leitmedien reagieren überwiegend vorwurfsvoll, teilweise sogar mit empörung: „barcelona verkauft sich an katar“ titeln beispielsweise unisono die zeit, welt, horizont und SAZ. die sportbild formuliert dieselbe aussage immerhin noch als frage. aber ist es so einfach?

zunächst einmal: barcelona drückt ein gewaltiger schuldenberg von 430 millionen euro. wer einen derart hochdotierten vertrag ohne reifliche überlegung ausschlägt, kann guten gewissens als wahnsinnig erklärt werden. auf der anderen seite lebt der verein auch mehr als jeder andere vom mythos FCB – „més que un club“ eben. ähnlich wie bei einer idealistisch positionierten luxusgütermarke kann ein schwenk in die schraubzwingengleichen arme des bösen kapitalismus die marke nachhaltig schädigen und den mythos zerstören.

diese erkenntnis ist anscheinend auch bei den managern des clubs angekommen. so überrascht es wenig, dass der erste und bisher einzige eingekaufte werber auf der brust der katalanen eine non-profit-organisation ist, die (zumindest laut selbstauskunft) ähnlich edle ziele verfolgt, wie der derzeitige platzhirsch unicef. der fokus der 1995 gegründeten stiftung liegt demnach auf der förderung von ausbildung und wissenschaftlicher forschung. doch auch das hilfswerk der vereinten nationen soll nicht völlig vom trikot verschwinden. wo und wie die beiden logos platziert werden sollen, wurde bisher jedoch nicht bekannt gegeben. klickstu Den Rest des Beitrags lesen »

saubere aktion: streetbranding in göttingen

In marketing on 26/11/2010 at 18:25

unsere beschauliche wahlheimat steht nicht gerade im verdacht, tummelplatz der top-kreativen oder versuchslabor für werbeagenturen zu sein. dennoch: die internationalen guerilla- und branding-trends gehen auch an göttingen nicht spurlos vorbei. in letzter zeit konnten vermehrt beispiele sog. „streetbrandings“ bzw. „reverse grafittis“ beoachtet werden. jüngster fall: die bäckerei thiele in der göttinger innenstadt.

doch was bedeutet eigentlich „streetbranding“? was wird überhaupt bei „reverse grafitti“ umgekehrt? wir nähern uns mal der thematik am beispiel der göttinger bäckerei und versuchen, die wichtigsten fragen zu beantworten.

worum geht es? reverse grafitti ist vor wenigen jahren in den USA aus der illegalisierung klassischer grafitti heraus entstanden und damit per se erst einmal eine kunstform, die ungefragt und frei zur verfügung gestellt wird. dabei wird das prinzip des grafitti umgekehrt und flächen nicht besprüht, sondern selektiv gereinigt. doch menschen wie der street-artist paul curtis machen mehr, als „putz mich“ in eine verdreckte autoscheibe zu malen. sie stellen als protestbewegung gegen die (verständlicherweise) restriktive gesetzgebung die anti-grafitti-politik der städte auf den kopf. zur juristischen lage später mehr…

wie geht es? das prinzip ist so einfach wie genial: mit schwamm und bürste in der einen und einer schablone in der anderen hand machen sich die künstler ans werk. im gegensatz zu sprayern verschmutzen sie flächen jedoch nicht, sondern reinigen systematisch teile davon. die botschaft ist dieselbe – und der effekt maximal. aus der naturgegebenen vergänglichkeit der bilder und der beschränkung auf die ursprüngliche farbe des untergrunds entstehen neue, minimalistische ausdrucksformen.

ist es erlaubt? streetbrandings dieser art stoßen in eine juristische lücke des §303 StGB (sachbeschädigung). demnach begeht jemand eine sachbeschädigung, der rechtswidrig eine fremde sache beschädigt oder zerstört. dieser tatbestand ist i.d.r. bei klassischen grafitti gegeben – nicht aber bei reverse grafitti. ihnen verhilft mutter natur zur legalität: klickstu

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grobi aus der sesamstraße reanimiert den old-spice-man

In marketing on 13/10/2010 at 13:08

die wirkung, die der virale old-spice-clip in der werbelandschaft hinterlassen hat, kann wohl kaum überschätzt werden. nachdem der clip mit dem ehemaligen football-profi isaiah mustafa in der pause des super-cup seine vielbeachtete premiere feierte, wurde zunächst spekuliert: wahrheit oder fiktion? kamera oder computer? one-shot oder trick-shot? seht selbst:

als diese frage mit dem making-of gelöst wurde, kamen die nachahmer. hunderte normalos und promis drehten eigene videos als antwort auf die online verbreiteten clips mit isaiah mustafa. sogar ashton kutcher stieg mit in die diskussion ein… es entwicklelte sich ein reger austausch mit social-media-größen, an dem mehrere hundert millionen teilhatten.

auch ein halbes jahr nach dem start der kampagne – in internetjahren gemessen also diverse eiszeiten später – hat old spice mit isaiah mustafa noch soviel strahlkraft, dass immer noch weitere werbetreibende auf den fahrenden zug aufspringen. zum beispiel bibiotheken (sehr sehenswert übrigens).

jetzt ist wieder einer dazugekommen. ein echtes schwergewicht mit millionen zuschauern und den potenten kunden von morgen: die rede ist von der sesamstraße. und ich muss sagen: grobi gefällt mir als protagonist mindestens genauso gut wie das original – seht selbst: klickstu Den Rest des Beitrags lesen »

csr2010 – soziales engagement und nachhaltigkeit bei adidas und nike

In marketing, meinungen on 03/04/2010 at 10:57

corporate social responsibility (csr) hat sich nicht als eintagsfliege herausgestellt, sondern neben funktionalen produktmerkmalen (wie ausstattung, qualität und preis) als klares differenzierungsmerkmal neben der markenpersönlichkeit oder -identität etabliert. nun steht die wm in südafrika vor der tür (siehe hier, hier und hier) und die großen sportkonzerne wie nike und adidas damit im rampenlicht. zeit also, die csr-aktivitäten der rasen-riesen einmal genauer unter die lupe zu nehmen.

konkret steht bei adidas und nike jeweils ein großprojekt in den startlöchern, das mit reichlich pr-support daherkommt. bei nike soll ein trikot die kartoffeln aus dem feuer holen: die nationalteams von bspw. brasilien, portugal oder den niederlanden spielen in maillots aus jeweils bis zu 8 recycelten plastikflaschen (quelle). adidas ist dagegen schon seit längerem mit dem vielbeachteten projekt vom 1-euro-sportschuh unter dem markendach von reebok unterwegs (den wir hier schon einmal untersucht haben) und hat jüngst ein pilotprojekt in bangladesh mit 5.000 exemplaren gestartet.

den größeren nachholbedarf in sachen social business haben definitv die amerikaner. so galt nike besonders in den neunzigern nicht nur bei militanten globalisierungskritikern wegen nachgewiesener ausbeutung von arbeitern als das personifizierte böse und brutaler kapitalist (siehe diesen artikel zu den arbeitsbedingungen in den fabriken der nike-zulieferer in vietnam, download).

wie es nicht anders zu erwarten war, … klickstu Den Rest des Beitrags lesen »

kinder in not helfen haribo

In marketing, meinungen on 24/01/2010 at 21:35

haribo macht kinder froh – das wissen wir, schließlich verfolgt uns der jinglende ohrwurm seit 1935 und ist der bekannteste werbeslogan deutschlands. damit das so bleibt, setzt der bonner süßwarenhersteller derzeit auf eine kooperation mit der bild-aktion „ein herz für kinder“. die kennen wir auch.

diese kooperation sieht wie folgt aus (pressemitteilung): für jede zwischen dem 14.2.2009 und dem 30.3.2010 verkaufte einheit goldbären spendet haribo einen cent. und legt am ende auf jeden cent noch einen drauf. macht in der summe 2 cent pro packung (also auch für die 450g-eimer). die aktion, die vom neuen wetten-dass-traumpaar hunziker&gottschalk gnädig lächelnd beworben wird, soll in diesem zeitraum eine spendensummer von 1.000.000 eur zusammenzutragen.

ich bin des kleinen einmaleins mächtig und rechne einmal nach: wenn eine million euro durch einzelbeträge à 2ct herangekleckert werden soll, macht das insgesamt 50.000.000 verkaufte einheiten (in worten: fünfzig millionen). bei einem durchschnittlichen preis von 1,20 pro packung spült das 60.000.000,00 euro in die handelskassen. gehen wir jetzt von einer goldbären-marge von 30% aus, die für die süßwarenbranche eher hanseatisch kalkuliert ist, dann bringt diese aktion haribo die immer noch massive summe von 18 millionen euro. zur erinnerung: eine wird gespendet. und obendrin gibts von axel spinger noch eine spendenquittung, alles steuerlich gewinnmindernd absetzbar also. klickstu
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das problem des bildungsstreiks

In meinungen on 14/01/2010 at 19:37

der sommer an deutschen unis war gelb – nicht wie die sonne, sondern wie der streik. und davon gab’s reichlich. audimax-besetzung in potsdam, rektorats-blockade in rostock, gesperrte hörsäle quer über die rubrik verteilt. worum es eigentlich ging, ist dabei nicht immer ganz klar geworden. mit dabei waren

  • master für alle,
  • mehr zeit im bachelor,
  • weniger pflichtmodule,
  • abschaffung der studiengebühren.

da ist man sich noch relativ sicher. aber wie steht’s mit

  • gegen nazis,
  • rückkehr ins diplom-system,
  • geschlechter-gleichstellung,
  • kostenlose bücher?

schon nicht mehr so klar. und das liegt daran, dass dutzende verschiedener interessengruppen auf diesen zug aufspringen. gerade jetzt, wenn wieder die hochschulwahlen näher rücken, labeln sich die parteien (angeblich ganz verschiedener couleur) einheitlich im streik-gelb. zu groß war anscheinend die versuchung, an die präsenz und kraft dieser sommerlichen mega-kampagne anzuknüpfen. gefunden habe ich auf dem campus in göttingen schon einige beispiele, aber erst jetzt ist der echte treffer dabei. fundort? dort wo die besten ideen entstehen und die kacheln am vergilbtesten sind. klickstu

nochmal adidas: die mär vom 1euro-sportschuh

In marketing on 16/11/2009 at 10:20

nach dem 100 dollar-laptop des media-lab-begründers nicholas negroponte vom MIT, der bereits vor ziemlich genau vier jahren mit seinem non-profit-projekt OLPC („one laptop per child“) für aufregung gesorgt hatte, startet jetzt adidas eine social-business-kampagne, die „arme länder“ mit sportschuhen zum jedermann-preis versorgen soll. das berichtet die frankfurter allgemeine sonntagszeitung in ihrer aktuellen ausgabe. das projekt stecke zwar noch in seiner anfangsphase, ziel sei es aber, den schuh für einen euro anzubieten. das wirft natürlich ein paar fragen auf… klickstu

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