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Posts Tagged ‘mafo’

Nomophobie – die Angst vor der Handylosigkeit und Gütekriterien empirischer Forschung

In marketing on 17/02/2012 at 10:36

Von Agyrophobie (Angst, die Straße zu überqueren), über Deipnophobie (Angst vor Unterhaltungen während einer Mahlzeit) und Sesquipedalophobie (Angst vor langen Wörtern) bis hin zu Venustraphobie (Angst vor schönen Frauen). Immer mehr Spaßvögel reden uns immer neue Ängste ein, die in der Regel auf dramatische gesellschaftliche Verwerfungen hinweisen sollen. Seit heute (wieder einmal) im Fokus: Nomophobie.

Nomo-was? Nomophobie ist ein Kunstwort, das sich aus „No Mobile Phone Phobie“ zusammensetzt und bezeichnet laut Wikipedia „die Angst, mobil unerreichbar für soziale und geschäftliche Kontakte zu sein“. Das britische Marktforschungsunternehmen „OnePoll“ hat nun anscheinend über das hauseigene Panel 1.000 Nutzer gefragt, ob sie Angst davor hätten, nicht mobil erreichbar zu sein – infolge von Netzproblemen, Handyverlust oder akuter Akku-Leere. Das Ergebnis dieser quantitativen Analyse: 70% der Frauen und 61% der Männer antworten mit „Ja“. Die Zahlen klingen beeindruckend und nahezu sämtliche internationalen Leitmedien plappern die Meldung munter nach. Der Beleg, dass ein ganzes Land kollektiv an einer Phobie leidet ist offensichtlich erbracht. Aber ist er das wirklich?

Zunächst einmal gibts es da ein semantisches Problem: Eine Phobie, oder auch eine phobische Störung, ist definiert als eine „krankhafte, unbegründete und anhaltende Angst“ vor einem bestimmten Stimulus. Befragt man nun eine beliebige Stichprobe, ob sie Angst vor der Unerreichbarkeit auf dem Handy hat, dürfte in der Tat ein Großteil zustimmen. Legt man aber die Definition einer Phobie zugrunde und fragt, ob die Probanden eine krankhafte, unbegründete und anhaltende Angst vor der temporären Unerreichbarkeit hätten, darf guten Gewissens angenommen werden, dass die Zahlen weitaus geringer ausfallen würden. Die Befragung misst also durch die ungenaue Formulierung nicht, was sie messen soll – ein klassisches Validitätsproblem. Statt einer Phobie ist eigentlich eine sog. „low-level anxienty“ gemeint. Daneben kann – wie leider so häufig – befürchtet werden, dass die Marktforscher von OnePoll versucht haben, das Konstrukt der Nomophobie mit einer Frage zu messen: Haben Sie Angst, infolge technischer Probleme oder des Verlusts Ihres Handys nicht mehr erreichbar zu sein? Die Original-Formulierung findet sich leider nicht auf der Homepage des MaFo-Instituts, alle Zitate in den großen Medien legen diese Vermutung aber nahe. read on Den Rest des Beitrags lesen »

neue studie zum word-of-mouth-marketing von trnd

In marketing on 14/09/2010 at 12:30

ein kurzer hinweis auf eine kürzlich erschienene studie von trnd und escp berlin zum word-of-mouth-marketing – also dem, was vor einigen jahren in lehrbüchern noch mit dem hässlichen wort „mund-zu-mund propaganda“ betitelt wurde. die studie steht hier (PDF) zum download bereit, umfasst 15 seiten und einige spannende erkenntnisse:

– positive mundpropaganda bleibt entgegen aller gängigen vorurteile stärker hängen als negative. außerdem berichten konsumenten viel lieber mit positivem tenor als warnungen vor neuen produkten oder dienstleistungen in ihrem bekanntenkreis auszusprechen.

– dabei unterscheidet sich der anteil positiver und negativer berichte innerhalb des freundes- oder bekanntenkreises stark. besonders gerne zur brust genommen: transport, verkehr und telekommunikation. auf die bahn und die telekom schimpfen die menschen also auch objektiv betrachtet am liebsten.

– per word-of-mouth empfangene informationen und selbst erlebtes werden vermischt und zu einer halb subjektiv, halb objektiv beschriebenen erfahrung aggregiert.

– …

die untersuchung ist sicherlich einen blick wert und bietet allerhand nützliches material. auf der anderen seite dürfen die autoren und die stichprobe nicht unberücksichtigt bleiben, will man die ergebnisse auf repräsentativität und validität untersuchen. die befragung wurde nämlich ausschließlich unter den bei trnd registrierten word-of-mouth-testern durchgeführt. also jenen leuten, die man guten gewissens als hyper-mundpropaganda-affin bezeichnen kann und gleichzeitig auch denjenigen, die regelmäßig von trnd mit geschenken und produktsamples für ihr weitererzählen belohnt werden.vor diesem hintergrund verwundert es auch nicht, dass die grundaussage der studie lautet: unternehmen müssen keine angst vor öffentlichem oder privatem gerede („buzz“) über ihre produkte haben – wenn nur das monitoring und das w-o-m-marketing stimmen. und genau damit verdienen die autoren (zumindest 2 der 4 beteiligten) und das veröffentlichende unternehmen trnd ihre brötchen…

7 millionen liker auf facebook – was ist das in dollar?

In marketing on 12/06/2010 at 21:50

7.666.148 – so viele menschen empfinden gegenüber starbucks eine derart starke markenbindung, dass sie sich dazu auf facebook als liker outen. während ich diesen satz geschrieben habe, hat sich deren zahl bereits auf 7.666.164 erhöht. 16 neue „fans“ in nicht einmal 10 sekunden! während das social-media-engagement vor wenigen monaten gerade von vielen marktführenden unternehmen noch als blinder trend-fanatismus bezeichnet wurde, ist das medium heute aus den marketing-plänen nicht mehr wegzudenken. laut facebook hat sich im letzten jahr die zahl der kooperierenden unternehmen glatt verdoppelt. wer noch keine präsenz/fanseite auf facebook betreibt, verkauft entweder reinen industriebedarf oder aber… sich selbst für blöd!

häufigster grund der zögerlichen begeisterung der marketing-abteilungen: die ungenaue impact-messung, also die frage was mir ein facebook-liker konkret bringt? frühere studien vermuteten, dass beispielsweise ein starbucks-fan dem unternehmen rund 3,20$ zusätzlich in die kassen spült – bei mehreren millionen fans durchaus eine größenordnung, bei der man sich ein paar stunden mit den „neuen medien“ auseinandersetzen könnte. eine neue studie kam jetzt auf überraschend andere ergebnisse: die social-media full-service agentur „syncapse“ hat heute zahlen veröffentlicht, bei denen mir kurz die ohren schlackerten. sage und schreibe 235$ soll ein fan jährlich für starbucks-produkte zu zahlen bereit sein, das sind stolze 124$ mehr als ein nicht-liker (der ja noch lange kein disliker sein muss!). klickstu Den Rest des Beitrags lesen »

google chrome vs. opera – wer ist schneller?

In medien on 30/05/2010 at 12:22

der krieg der browser wird momentan an allervorderster medienfront ausgetragen: die alles entscheidende messgröße ist dabei stets die geschwindigkeit, da eine differenzierung bzw. alleinstellung über den preis (überall = 0 eur) oder den service (updates in regelmäßigen abständen) kaum möglich wäre und der offensive umgang mit dem datenschutz allgemeinhin als wenig sexy wahrgenommen wird, obwohl sich die browser hier durchaus unterscheiden.

es konkurrieren um den titel „schnellster browser“ die sogenannten big four: internet explorer, google chrome, mozilla firefox und opera (eigentlich fehlt safari noch in dieser aufzählung). in den letzten jahren wurde der wettbewerb als ein kopf-an-kopf-rennen zwischen firefox und dem internet explorer betrachtet. bewegung kam erst mit der ankündigung von google auf, einen eigenen browser auf den markt zu schmeißen (ende 2008). eben dieser browser ging vorletzte woche mit einem beeindruckenden pseudo-science-clip in die offensive (unbedingt in hd ansehen!): klickstu

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zurück zum glück: facebook mit internationalem glücksindex

In marketing, miscellaneous on 13/05/2010 at 17:51

mit über 450 millionen nutzern hat sich facebook längst zum datenmekka für meinungsforscher entwickelt. auch hierzulande hat bereits jeder zehnte bundesbürger eine virtuelle identität in der social community. daher überrascht es – trotz aller kritik an der kommerzialisierung des netzwerks – nicht, dass markt- und meinungsforscher zunehmend versuchen, aus den user-daten automatisch generierte indizes zu entwickeln. ein spannender und klatschkolumnen-tauglicher ansatz ist der „gross national happiness index“ (gnh), quasi das bundesbruttonationalglück – schönes wort. dieser index basiert auf den statusmeldungen, die nutzer zur beschreibung ihrer aktuellen emotionalen stimmung verwenden. einfach gesagt: postet ein land von liebe, glück und zufriedenheit, erhält es einen hohen gnh-wert. meckern die bürger dagegen über das wetter, den job und die allgemeine stimmung, wird dies in einem niedrigeren/negativen wert ausgedrückt. klickstu Den Rest des Beitrags lesen »

gut, besser, ich – das phänomen der selbstüberschätzung

In marketing, miscellaneous on 23/01/2010 at 16:05

wer seine selbstüberschätzung als seine größte stärke ansieht, hat immerhin schon eines geschafft: er (oder sie) hat erkannt, dass seine anderen fähigkeiten vielleicht unterdurchschnittlich ausgeprägt sind. für alle anderen, die von diesem leid geplagt werden: fürchtet euch nicht, es gibt eine erklärung. wissenschaftlich. echt wahr.

wäre das hier die bildzeitung, müsste der nächste satz jetzt mit „amerikanische forscher haben herausgefunden…“ beginnen. ist es aber nicht. daher folgender vorplänkelnder einstieg: derzeit läuft die 37. staffel von dsds, in der gezielt kandidaten gesucht werden, die sich vor bohlen & co bereitwillig abkanzeln und vor der deutschen fernsehnation blamieren lassen. die frage ist: warum? glauben diese talente an das gold in ihrer kehle? ist es der kurze moment eines flüchtigen aufmerksamkeitsschubs, der reizt? die chance, den naturgebräunten produzenten aus der nähe zu sehen? sicherlich kommt da einiges zusammen. an den zetereien und beschwerden der kandidaten lässt sich aber echte wut und ehrliche enttäuschung erkennen. enttäuschung allerdings nicht darüber, dass man jetzt endlich gehört hat, was alle schon wissen („du kannst nicht singen!“), sondern enttäuscht darüber, dass in der jury ein völlig unfähiger und ahnungsloser vollidiot sitzt, der das große talent nicht erkennt.

jetzt zu den amerikanischen forschern, die tatsächlich eine rolle spielen: klickstu
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streit um c-klasse schlägt aufs markenimage

In meinungen, miscellaneous on 06/12/2009 at 17:36

die proteste der belegschaft, gewerkschaft und politik haben letztendlich nichts geholfen – mercedes-benz entscheidet am 2.12., die produktion der c-klasse von sindelfingen nach bremen/tuscaloosa zu verlegen. dass sindelfingen von bremen den sl bekommt, ist da mit blick auf die jährlichen stückzahlen nur ein schwacher trost.

der protest hat also nichts geholfen – aber hat er auch nichts verändert? falsch! denn der seit dem 27.11. immer noch anhaltende streit hat zumindest kurzfristig gravierende auswirkungen auf das markenimage von mercedes. w&v berichtete vorgestern, dass in der imagedimension „allgemeiner eindruck“ (bzw. impression) die marke von rund +67 auf +20 punkte abgestürzt ist. herausgefunden hat das die yougovpsychonomics ag in köln mit dem brandindex-tool, das täglich mit einem großangelegten panel eine vielzahl von marken in 7 imagedimensionen bewertet. wie lassen sich diese zahlen nun inhaltlich interpretieren? klickstu

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wann markenerweiterungen das image fördern…

In marketing on 04/12/2009 at 19:39

es gibt kaum noch marken, die sich auf ein einzelnes produkt beschränken und so steigt die zahl der markenerweiterungen seit jahren kontinuierlich an [zunächst noch mein subjektiver eindruck, ich suche noch nach verlässlichen quellen…]. viel diskutiertes beispiel der letzten zeit ist die einführung eines tempo-taschentuchsklopapiers. schön fand ich den slogan der produkteinführung: „endlich gibt es tempo auch als toilettenpapier – darauf hat die welt nur gewartet!“ logo, ich warte seit jahren auf ein neues klopapier!! ich finde einfach keins, das zu mir passt…

aber davon ganz abgesehen:  der trend von markenerweiterungen ist allgegenwärtig. jetzt bin ich auf eine studie von karin stromer und andreas strebinger in der transfer-zeitschrift gestoßen, die sich schon vor 4 jahren eine interessante frage gestellt hat: wie wirken sich solche brand extensions eigentlich auf das image der masterbrand aus? dabei wurden zwei fallbeispiele gegenüber gestellt: mercedes benz und knorr. klickstu

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werbung für teenager

In medien on 18/11/2009 at 18:37

wie sieht gute werbung für die zielgruppe zwischen 13 und 19 jahren aus? das hat die bauer-studie „bravo faktor jugend 10“ versucht herauszufinden und kam bei einer stichprobe von 1.000 befragten jungen und mädchen zu teilweise erstaunlichen ergebnissen. die studie ist ab heute verfügbar über die bauermedia-seite oder eine eigene homepage. vorweg schon mal einige einblicke…

dass die betrachtete zielgruppe als besonders online-affin beschrieben werden kann, ist wenig überwältigend. dies bestätigt die studie. sie widerlegt allerdings gleichzeitig auch die behauptung, dass die 13- bis 19-jährigen besonders positiv auf onlinewerbung reagieren. banner, pop-ups, spam etc. – auf diese bekannten übel werbeformen reagieren sie beispielsweise überdurchschnittlich abweisend. auch „offline-spam“ in form von postwurfsendungen und werbebriefe werden verteufelt. klickstu

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