In der Haut von Torsten Oletzky möchte man derzeit nicht stecken: Wie ein Feuerwehrmann, der mit einer Wasserpistole Waldbrände zu löschen versucht, hechelt Oletzky derzeit von einer Baustelle zur nächsten – immer dabei, den aktuell größten Schaden zu reparieren. Mal sind das Sexparties, mal Drückermethoden im Vertrieb, mal fehlerhafte Vorsorgeverträge: Herr Oletzky ist Chef der Ergo-Versicherungsgruppe.
Auch wenn er kein ausgewiesener Marketing-Guru ist, hat der promovierte Betriebswirt doch spürbar frischen Wind seit seinem Antritt 2007 in die Katakomben des zweitgrößten deutschen Versicherers geblasen. Wir Verbraucher bemerken das z.B. in der Zwangsverrentung der „Experten der Ergo-Versicherungsgruppe“, die uns allsamstäglich in lupenreiner Schrebergartenmanier den Sport im ZDF präsentiert haben. An deren Stelle sind andere gerückt: Schauspieler und Werbeprofis, denen die Agentur Aimaq&Stolle ein frisches Logo, emotionalere Spots und den neuen Claim „Versichern heißt verstehen“ zur Seite gestellt hat.
Ruhe ist nicht eingekehrt, denn tiefgreifende strategische Neuerungen (z.B. bei der „Drückerbande“ der HMI) blieben vielfach aus. Doch Ergo versucht den Wandel durch immerwährende Wiederholung der neuen Markenwerte Verständnis und Transparenz einzuschleifen. Gerade letzteres stößt bei vielen Kunden und deren Interessenvertretern besonders sauer auf. Erst kleckerten die Details der Budapester Sex-Affäre in homöopatischer Dosis an die Oberfläche, dann wurde wegen Verleumdung geklagt und Erpressungsversuche beschworen – Ziel der Übung: Ablenkung und Verschleierung. Oletzky selbst bezeichnet das fragwürdige Incentive-Programm für die Top-Vertriebler als „katastrophale Fehlentscheidung“ und gibt massive Fehler bei der Aufklärung zu: „Die Folge ist, dass durch das nicht vollständig korrekte Dementi zu Beginn unsere Glaubwürdigkeit weiter gelitten hat“. read on Den Rest des Beitrags lesen »