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Viel hilft viel: Mit Big Data zum perfekten Maßhemd

In marketing on 14/07/2014 at 16:06
Für Online-Maßschneider sind es immer noch schwere Zeiten: Die Shitstorms um schlecht passende Hemden, lange Lieferzeiten und miserablen Kundenservice (wir berichteten) haben bei vielen Kunden verbrannte Erde und die feste Überzeugung „Einmal und nie wieder!“ hinterlassen. Doch in der Zwischenzeit hat sich einiges getan und die große Idee vom Online-Maßschneider wiederbelebt: Neue Anbieter sind in den Markt gestoßen, der ehemalige Branchenprimus hat sich (wieder einmal) neu erfunden und neue Vermessungstools sollen das Problem der unpräzisen Selbstvermessung in den Griff bekommen.

 

Messen mit Datenmassen

Der Hamburger Maßschneider Tailorjack setzt hierbei auf riesige Bestände von Maßprofilen. Die Idee: Je mehr Daten das System kennt, umso genauer kann es die optimale Passform für einen Kunden berechnen, der dann nur noch einige wenige und leicht zu messende Werte eingeben muss. Das sog. easyfit-System (Tailorjack verspricht „Messen ohne Maßband“) verfügt mittlerweile über mehrere Hunderttausend Maßdaten und basiert auf der Idee, dass anatomische Verhältnismäßigkeiten bei nahezu allen Kunden identisch und damit treffsicher vorhersagbar sind – mit zwei Ausnahmen: Die Kragenweite und Ärmellänge variieren zu stark, als dass sie zuverlässig prognostiziert werden könnten. Für alle anderen Maße genügen Körpergröße, Gewicht und ein paar qualitative Profilangaben. Tailorjack verspricht eine Trefferquote von „nahezu 100%“.

Easyfit im Test

Herausforderung angenommen… Um zu bewerten, ob die von easyfit berechneten Maße auch mit meinen echten Messwerten übereinstimmen, lasse ich mir also auf Basis von Kragenweite, Körpergröße und Gewicht meine Maßdaten ermitteln und vergleiche mit meinen tatsächlichen Werten. Wer seine Daten nicht kennt, kann natürlich auch ein perfekt passendes Hemd zu Hause ausmessen. Hält easyfit, was es verspricht? Hier mein persönliches Ergebnis:

Mein Maßprofil:

Hals 38.00   |   Brust 101.00   |   Taille 88.00   |   Gesäß 105.00   |   Hemdlänge 77.00   |   Schulter 44.00   |   Ärmellänge 65.50   |   Umfang Handgelenk 19.00   |   Umfang Bizeps 33.00

Mein Maßprofil laut easyfit:

Hals 38.00    |   Brust 101.00   |   Taille 87.00   |   Gesäß 101.00   |   Hemdlänge 78.00   |   Schulter     47.00   |   Ärmellänge  66.00   |   Umfang Handgelenk 19.00   |   Umfang Bizeps 32.00

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Die Multi-Channel-Maßschneider: 10 Fragen an tailorjack

In marketing on 29/06/2013 at 16:28
Nachdem wir im Blog uns schon intensiv mit Youtailor auseinandergesetzt haben, stellt sich nun der nächste Geschäftsführer eines Online-Maßschneiders den Fragen von stenographique: tailorjack-Chef Heiko Krajewski über die Erfolgsfaktoren der Mass-Customization, verunsicherte Kunden und Strategien in einem Wettbewerb, der mit harten Bandagen kämpft.

 

stenographique (S): Herr Krajewski, gehen wir gleich in die Vollen: Ist es nicht der blanke Wahnsinn, ein Start-Up in einem Markt hochzuziehen, der durch den Branchen-Primus so massiv durchgeschüttelt wurde?

Heiko Krajewski (HK):  Ja, das Stimmt. Wir betrachten dies jedoch auch als Chance. Der Markt für Mass-Customization bietet große Potenziale, wenn die Umsetzung stimmt. Wir haben daher von Anfang an viel Wert auf die Qualität unserer Ware und unserer internen Prozesse gelegt und können unsere Kunden so überzeugen.

S: Die Verunsicherung der Kunden dürften Sie bei Ihren Akquisebemühungen aber in jedem Fall merken. Konkret: Wie wollen Sie verloren gegangenes Vertrauen aufbauen?

HK: Für unsere Kunden ist die Stoff- und Verarbeitungsqualität unserer Ware entscheidend und dass bei der Produktion korrekte Körpermaße verwendet werden. Hier setzt unser Konzept an. Viele Interessenten treffen uns auf unseren kostenlosen Vermessungsevents.  Jeder Besucher hat dort die Möglichkeit, sich vor Ort von der Stoff- und Verarbeitungsqualität zu überzeugen, sich von unserem Team vermessen und beraten zu lassen und uns persönlich kennenzulernen. Unsere Kunden können sich außerdem bei unseren bundesweiten Vermessungspartnern vermessen lassen, ein gut sitzendes Hemd als Vorlage einsenden oder sich anhand unserer Maßanleitung selbst vermessen.

Nach der Akquise überzeugen wir unsere Kunden durch exzellente Performance. Wichtig ist auch, dass wir immer wieder neue Stoffe und Accessoires  in unser Sortiment aufnehmen. Vor wenigen Wochen haben wir z.B. Casual-Stoffe eingeführt für legere Hemden und Blusen.

S: Und, wie läuft’s?

HK: Sehr gut. Wir haben in den letzten 2 Jahren sehr viele Kunden gewonnen. Die sind zu großen Teilen Stammkunden geworden und haben Spaß daran, sich immer wieder neue Hemden und Anzüge zusammenzustellen. Wir sind außerdem sehr glücklich über unsere eigene Entwicklung. Das schließt ein tolles Team ein und die permanente Weiterentwicklung unseres Angebotes. read on… Den Rest des Beitrags lesen »

Neues von Youtailor: Der Insolvenzverwalter schreibt, stenographique antwortet

In meinungen on 27/11/2012 at 16:04
Am 27.4.2012 beging ich einen fatalen Fehler: Ich gab meiner eitlen Neugierde nach und bestellte bei einem der seinerzeit angesagtesten E-Commerce-Wunderkinder, dem Online-Maßschneider „Youtailor„. Der erklärte mir „Individualität ist Ihr Style“ und zeigte, wie easy alles ist: „You design, we tailor“. Also los: Hemd designt, Maße von meinem Lieblingsteil übernommen und bestellt. Dann begann das Warten…

 

In den 7 Monaten darauf folgten zwei Insolvenzen, eine Fehllieferung (rechter Arm 6cm länger als der Linke!) und zahllose verschwendete Gedanken („Ach ja, da war noch was!“). Die Erinnerung verblasste, das bei Auftragserteilung bezahlte Geld war längst abgeschrieben, ich kehrte nach all der Aufregung zur Tagesordnung zurück. Vor einigen Tagen dann das jähe Erwachen beim schlaftrunkenen ersten Blick in die Mailbox: Post vom Insolvenzverwalter Ch. Graf Brockdorff, „Rechtsanwalt als vorläufiger Verwalter“ (vollständiger Text der Mail am Ende dieses Artikels)! Graf Brockdorff bittet zunächst einmal um Entschuldigung und sucht das Verständnis der Kunden. Kurz bevor man ihm jedoch vor lauter Dankbarkeit für seine hingebungsvolle Mühe um den Hals fallen möchte, holt er die juristische Keule raus und macht unmissverständlich klar, dass ein Rechtsanspruch auf Lieferung der bezahlten Textilien nicht besteht. Diese Zuckerbrot-und-Peitsche-Nummer muss er aus einem ganz billigen Managementlehrbuch haben – Kapitel 19: „Weich zu den Menschen, hart in der Sache“.

Dann die Erleichterung, Zitat Brockdorff: „Nach wochenlangen Verhandlungen ist es mir nunmehr gelungen, mit einem Investor einen Vorvertrag zu unterzeichnen“ – er ist also doch einer von den Guten! In diesem Vorvertrag soll sich der Investor bereiterklären, auch meine „Altbestellung“ großzügigerweise zu übernehmen. Altbestellung? Dass meine April-Bestellung über 7 Monate alt wurde und bald im Kindergarten angemeldet werden könnte, ist doch nicht meine Schuld! Ob ich auch den ersten Schultag noch erleben darf, bleibt dagegen offen: Graf Brockdorff bittet nochmals um Geduld – wann die lästigen Bestellungen ausgeliefert werden, verrät er nicht.

Damit die fernöstlichen Schneider, die gerade mit Hochdruck an meinem Hemd basteln, nicht bei der Arbeit gestört werden, soll ich weiterhin davon absehen, mich per Mail oder Telefon an Youtailor zu richten. Diesen Wunsch respektiere ist natürlich und tue das öffentlich per Blogpost. Also, Youtailor: read on…
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